Eine gelbe Blütenpracht

Exakte Trennung von Vater- und Mutterlinie. Foto: Landvolk Emsland
Links ist die Vaterlinie mit den größeren Blüten zu sehen. Im Vergleich dazu rechts die Mutterlinie mit den feineren Blüten. Foto: Landvolk Emsland
Die oberen 20 cm der Vaterlinie werden abgeschlegelt, damit sie erneut anfängt zu blühen. Foto:Landvolk Emsland

Twist. Wenn man dieser Zeit durch das Emsland fährt, sieht man viele Äcker gelb aufblühen. Meist steht der Raps von Mitte April bis Anfang Mai in voller Blüte, je nach Wetterlage. Landwirt Heinz Krüssel aus Twist baut auf seinen Feldern rund sechs Hektar Raps für die Saatgutvermehrung an.

„Saatgutvermehrung heißt, dass wir Saatgut herstellen. Dieses Saatgut wird dann von Landwirten ausgesät, die Raps für die Herstellung von Öl anbauen“, so Landwirt Krüssel. „Irgendwo muss das Saatgut für meine Berufskollegen ja auch produziert werden.“ Das Emsland eigne sich zur Saatgutvermehrung von Raps sehr gut, da es nicht auf vielen Feldern im Emsland angebaut werde. Es sollen keine Verunreinigungen durch andere Rapssorten entstehen, da wir ja eine ganz bestimmte Sorte an Raps-Saatgut herstellen möchten“, erklärt der Sohn Henning Krüssel.

Wie läuft ein Jahr in der Saatgutvermehrung ab?

Die Saison der Saatgutvermehrung startet mit der Aussaat im August. Das übernimmt ein Lohnunternehmer für die Familie. Hier kommt es auf Genauigkeit an, denn es wird unterschieden zwischen Vater- und Mutterlinie des Rapses. Die Linien werden in aufeinanderfolgenden Blöcken angelegt. Dazwischen ist immer ein Abstand von rund einem Meter, der frei bleibt. Vater- und Mutterlinie sollen nicht in einem Block zusammenwachsen. Im Herbst wird, je nach Witterung, eine Herbizid-Maßnahme durchgeführt, damit die Unkräuter sich nicht auf der Raps-Fläche entwickeln können. Dies ist wichtig, um den Raps mehr Platz zur Entfaltung zu bieten und auch um die Reinheit der Ernte zu wahren. Wenn im Frühjahr die Blüte beginnt, selektiert Familie Krüssel andere Pflanzen aus den Blöcken der Mutterlinie heraus. „Wir erkennen an der Blüte sofort, ob es sich um eine Pflanze der Vater- oder Mutterlinie handelt. Die Blüte der Vaterlinie ist größer, die der Mutterlinie feiner. Unreinheiten müssen dann aus den Blöcken der Mutterlinie herausgesucht werden, damit die nicht in die Ernte gelangen“, erzählt Henning Krüssel. Da der Raps überwiegend vom Wind bestäubt wird, ist es wichtig, dass Vaterlinie und Mutterlinie auch zur gleichen Zeit blühen. Die Vaterlinie beginnt jedoch schon rund zwei Wochen früher mit der Blüte als die Mutterlinie. Darum schlegelt Landwirt Krüssel rund 20 cm der oberen Vaterlinie ab, damit diese von Neuem anfängt zu Blühen – und dies dann zeitgleich mit der Mutterlinie, sodass eine Bestäubung stattfinden kann. Nach dem Ausblühen der Mutterlinie wird die Vaterlinie klein gehäckselt und unter den Boden gemulcht. Im Sommer geerntet wird nur die Mutterlinie. Der Vorgang der Saatgutvermehrung wird noch einmal bei einem anderen Landwirt wiederholt. Erst danach wird das Saatgut von Landwirten genutzt, die den Raps zur Ölproduktion anbauen. Der in diesem Jahr von Familie Krüssel angebaute Raps wird also erst im Jahr 2021 in der Ölmühle für unser Rapsöl verarbeitet.  

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