Landwirte, Imker, Jäger und Politik an einem Tisch

Wie Wild- und Blühpflanzen die Flora und Fauna verbessern können

Neubörger. Am Dienstag, den 2. Oktober 2018 luden der Imker Ludwig Rosenboom und der Baumaschinenhandel Josef Efken zu einer Informationsveranstaltung mit Thema Wild- und Blühpflanzen im Fokus der Biodiversität ein. Die Ehrengäste, darunter Gitta Connemann, MdB sowie Marc-André Burgdorf, Dezernent und Landrat-Kandidat der CDU im Emsland, folgten gemeinsam mit den rund 20 Gästen dem Vortrag von Imker Ludwig Rosenboom über das Thema Syngenta Bienenweide. „Wir müssen den Bienen wieder mehr Nahrungsquellen zur Verfügung stellen“, ist Imker Rosenboom überzeugt. Im letzten Jahr bekam er von der Syngenta kostenloses Saatgut für 15 Hektar gestellt. Rund 5 Hektar davon stellten Landwirte und Bürger aus Neubörger und Börger für eine Blumenwiese zur Verfügung. Weitere Blumenwiesen sind in den Gemeinden Surwold, Spahnharrenstätte, Groß-Berßen, Waldhöfe, Haren, Rastdorf und Versen, zu finden.

Die Blühmischung der Syngenta Blumenwiese ist darauf ausgerichtet, dass ein durchgängiges Trachtenbild auf der Wiese zu erkennen ist. D.h. es stehen von Frühjahr bis zum Spätsommer blühende Pflanzen als Nahrungsquelle für die Insekten zur Verfügung. „Wir konnten im Sommer sehr viele Insekten beobachten, überall summte es“, so Rosenbooms Fazit. Und nicht nur die Imker sehen einen Vorteil in der Bienenweide. Auch Wildtiere, wie z.B. Hasen und Fasane, finden in einer Blühwiese Schutz. Die Jäger erfreut es, dass immer mehr Landwirte auf die Erfordernisse des Artenschutzes eingehen. Interessierte, die auch eine Syngenta Blumenwiese anlegen möchten, können sich mit Ludwig Rosenboom, E-Mail: ludwig.rosenboom@web.de, in Verbindung setzen.

Für Johann Högemann, Obmann für Naturschutz der Jägerschaft in Lingen, liegt es auf der Hand, dass Umwelt- und Naturschutz nur mit den Landwirten gemeinsam gelingen kann. „Landwirte besitzen die Flächen. Sie versuchen neue Wege und empfehlen diese bei Erfolg auch weiter. Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen“, so Högemann als Einleitung zu seinem Vortrag Monitoring zur Nährstofffixierung durch mehrjährige Wildpflanzen. Im Jahr 2013 begann das Projekt auf fünf Hektar. Es wurden mehrjährige Wildpflanzen ausgesät, die dann in 2014 geerntet wurden und als Einbringstoff für Biogasanlagen dienten. Heute liege man bereits bei 105 Hektar insgesamt. 50 ha davon wurden in 2018 neu angesät. Der Vorteil dieser Pflanzen liegt unter anderem bei der Nitrat-Speicherung. Der Nmin Wert des Bodens lag auf den Test-Flächen immer unter 50kg, teilweise belief sich der Wert sogar auf 10kg pro Hektar. Bei diesem Projekt ist zu beachten, dass es sich um mehrjährige Pflanzen (Stauden) handelt. Die Wurzeln können über mehrere Jahre aktiv sein und somit mehr Nitrat speichern. „Die Wildpflanzen bieten somit viele Vorteile, wie Nährstofffixierung, Nahrung für Bienen und Insekten, Rückzugsflächen und Äsung für wildlebende Tiere sowie Futtersubstrat für Biogasanlagen“, ist Högemann vom Projekt überzeugt. Landwirte können die Fläche auch weiterhin zur Ausbringung von Gülle und Gärresten nutzen.

Im Vergleich Silomais zu Wildpflanzen für die Biogasanalge ergibt sich allerdings ein Minus von rund 400 € pro Hektar (Berechnungsgrundlage: 45t FM Silomais mit 33 % TS zu 38t FM Wildpflanzen mit 27 % TS und einer geringeren Gasausbeute von 60-70 %).

Im Vergleich zu sonstigen Früchten, wie Getreide oder GPS, besteht ein Gleichstand, bzw. schon ein wirtschaftlicher Vorteil des Wildpflanzenanbaus. Die Mehrjährigkeit (von 4-5 Jahren) ist ebenfalls positiv zu beurteilen. Es ging direkt ein Appell an die Politik am Tisch: Der Kostenunterschied müsse getragen werden, vorstellbar wäre das Greening-Programm im GAP. Nur so würde das Thema Naturschutz mehr in das Bewusstsein der Landwirte rücken, bekräftigt Högemann.

Gitta Connemann bedankte sich bei den Referenten und nahm die Förderung des Wildpflanzen-Projektes als Hausaufgabe mit nach Berlin. „Wie können wir das Miteinander schaffen“, warf Connemann in den Raum. Es dürfe nicht sein, dass eine Gruppe sich für das Gemeinwohl einsetze und das für umsonst und die gesamte Bevölkerung davon profitiere. Laut Connemann dürfe die finanzielle Unterstützung der Landwirte durch entsprechende Förderungen nicht wegfallen. Um den Umwelt- und Naturschutz zu erhöhen, sei die Vernetzung aller Beteiligten sehr bedeutend. So ist es wichtig, dass Jäger, Landwirte, Imker und Bürger gemeinsam an einem Tisch sitzen. Connemanns Motto bei Blühstreifen und dem Wildpflanzen-Projekt: „Je mehr desto besser und je länger desto besser“. Die Landschaftspflege habe enorme ökologische Effekte für die Natur, bekräftigte Connemann die Wichtigkeit solcher Projekte.

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