„Journalismus muss Probleme ansprechen!“

Ein einziges Missverständnis zwischen Landwirtschaft und Medien? Dirk Fisser referiert zu diesem Thema auf dem Hauptausschuss der VEL. Foto: Landvolk Emsland
Präsident der VEL, Georg Meiners (Mitte), bedankt sich bei den Referenten Kajo Wasserhövel (l) und Dirk Fisser (r). Foto: Landvolk Emsland

Haren. Rund 80 Gäste, darunter gewählte Delegierte der rund 8.000 Mitglieder und auch Mitarbeiter der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes e.V. (VEL), versammelten sich am Freitag, den 14. Dezember 2018 im Hotel Hagen in Haren zur alljährlichen Hauptausschuss-Sitzung.     

Präsident Georg Meiners leitete in die Sitzung ein mit dankenden Worten gegenüber seinem Vorgänger Hermann Wester, für dessen unterstützenden Ratschläge und Hilfestellungen. Des Weiteren gab Präsident Meiners einen nüchternen Jahresrückblick für seine Verbands-Kollegen: Schlechte Ernte wegen dem Dürre-Sommer 2018 & keine Lösung für die deutschen Sauenhalter bei dem Kastrations-Thema in Sicht. Auch die vermeintliche Lösung anhand des Betäubungsmittels Isofloran, sei für die Landwirte keine Option, da es gesundheitsschädliche Konsequenzen für den Anwender zur Folge haben kann. Ebenfalls sprach Meiners den Sachverhalt rund um das Ansehen der Landwirtschaft innerhalb der Gesellschaft an. „Die Arbeit der Landwirte wird immer mehr kritisch hinterfragt“, so Meiners in seiner Ansprache. So wundert es nicht, dass die Referentenwahl für die diesjährige Hauptausschuss-Sitzung in dem Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit fiel. Dirk Fisser, Journalist bei der Neuen Osnabrücker Zeitung, zeigte in seinem Vortrag auf, wie Nachrichten in der Redaktion entstehen und wie seine tägliche Arbeit aussieht. Besonders ging Fisser auf die Berichte ein, die die Kontrollen auf einem landw. Betrieb und die Schlachthöfe thematisieren. Innerhalb seiner täglichen Arbeit müsse Fisser viele Puzzleteile zusammenfügen und daraus seinen Bericht verfassen. So sei der Bericht über die Amtstierärzte aus einer Antwort der Landesregierung auf Anfragen der FDP und Grünen entstanden. In dem Bericht wurde ausschließlich die Kontrollhäufigkeit der Amtsveterinäre thematisiert. Dies habe bei vielen Landwirten ein Missverständnis ausgelöst. Herr Fisser habe durch Gespräche mit Landwirten durchaus erfahren, dass sich die Landwirte durch die „internen Wirtschafts-Kontrollen“ zu häufig kontrolliert fühlten. „Der allergrößte Teil der Landwirte arbeitet ordnungsgemäß. Jedoch bestimmen diejenigen das Image einer Branche, die es schlechtmachen“, schlussfolgerte Fisser aus seinen bisherigen Erfahrungen. Dies sei auch innerhalb der Berichterstattungen rund um die Schlachthöfe zu erkennen gewesen. „Journalismus muss Probleme ansprechen. Das ist unsere Aufgabe“, bekräftigte Fisser. Abschließend wünschte sich Fisser mehr Offenheit gegenüber dem Journalismus von den Landwirten. Die Landwirte müssten unterscheiden zwischen kritischer und unfairer Berichterstattung. Fisser wünsche sich mehr direkten Kontakt zu den Landwirten in Form von Hinweisen und auch Kritik.

Als zweiter Referent stellte Kajo Wasserhövel, Geschäftsführer der Agentur elephantlogic aus Berlin, die Kampagne „Echt grün- Eure Landwirte“ vor. Im Jahr 2015 ist die Kampagne, als Zusammenschluss von drei Landvolkverbänden, gegründet worden. Mittlerweile sind insgesamt zehn Verbände innerhalb der Kampagne organisiert und betreiben Imagewerbung für die Landwirtschaft.  Die Kampagne hat sich als Ziel gesetzt die oftmals mit starken Emotionen behaftete Diskussion über landwirtschaftliche Themen wieder zu versachlichen. Somit sollen die Verbraucher wieder mit Argumenten erreicht werden. Die Botschaft der Kampagne lautet: „Ohne uns werden Sie nicht satt“. In den Bildern der Kampagne werden die Tradition, die Leidenschaft und die Hingabe sowie die Verantwortung des Berufsstandes vermittelt. Vertreten ist die Kampagne online, sowie auf Messen und sonstigen Veranstaltungen, sowie auf städtischen Großflächen in ganz Niedersachsen und auch in wichtigen Verkehrsknotenpunkten. In diesem Jahr hat die Kampagne ebenfalls Kino-Werbung betrieben. Die Politik wird außerdem durch Kalender-Mailings und auch durch Kooperations-Möglichkeiten angesprochen.          

In der abschließenden Diskussion zeigten die Gäste des Hauptausschusses großes Interesse an den präsentierten Vorträgen. Laut Herrn Wasserhövel müsse die Branche daran arbeiten Vertrauen zurück zu gewinnen, indem auch Aspekte angesprochen werden, die nicht positiv sind. „Es darf nichts verschwiegen werden!“. Dem stimmte Herr Fisser zu, in dem er sagte, dass der Journalismus nicht für den Ruf der Branche zuständig sei.  Auch überschätzten einige Landwirte, dass sich alle Leser für Agrarthemen interessieren würden. Inhaltlich merkten einige Gäste an, dass sie in landwirtschaftlichen Berichten oftmals vermissen würden, Geschichten komplett von Beginn an „zu erzählen“. Es fange immer bei den Skandalen an, aber die Vorgeschichten würden in keiner Zeile erwähnt. Dies sahen viele Gäste als schlichte Meinungsmache an.      

Die Referentenauswahl der Hauptausschuss-Sitzung der VEL zeigt, dass das Thema Berichterstattung in der Presse und auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit die Landwirte der Region sehr bewegt.      
 

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